Begegnungen auf der BIOFACH: Dr. Karl von Koerber. Oder: Was kommt nach dem Ruhestand eines Wissenschaftlers?

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Schulkinder in Simbabwe, Kleinbauernprojekt KAITE / Organic Africa
Schulkinder in Simbabwe, Kleinbauernprojekt KAITE / Organic Africa

 

Die Naturkostbranche hat sich nie im luftleeren Raum bewegt, sondern wurde stets wissenschaftlich begleitet. Ende der 1970er herum wurde in Köln das Umweltinstitut Katalyse e.V. gegründet, kurze Zeit später beteiligte sich dort auch der Gründer der Heuschrecke, Heinz Gasper. Der Katalyse- Bestseller „Chemie in Lebensmittel“ entstand 1981.

Anfang der 80er begann die moderne wissenschaftliche Erforschung einer Vollwerternährung an der Uni Gießen: Leitzmann, Karl v. Koerber und Thomas Männle. Der Begriff Vollwert-Ernährung wurde erweitert auf die Ernährungsökologie: neben der Gesundheit für den Menschen werden jetzt auch ökologische, soziale und ökonomische Aspekte berücksichtigt:

  • Verwendung von Produkten der Saison und möglichst aus regionalem und /oder ökologischem Anbau,
  • Vermeidung von Nahrungsmitteln mit Zusatzstoffen,
  • Bevorzugung unverpackter oder umweltschonend verpackter Lebensmittel,
  • Vermeidung bzw. Verminderung der allgemeinen Schadstoffemission durch Verwendung umweltverträglicher Produkte und Technologien,
  • Verminderung von Veredlungsverlusten durch geringeren Verzehr tierischer Lebensmittel,
  • Bevorzugung landwirtschaftlicher Erzeugnisse, die unter sozialverträglichen Bedingungen erzeugt, verarbeitet und vermarktet werden (Fairer Handel mit Entwicklungsländern).   
    (Zitat aus http://umweltlexikon.katalyse.de/?p=2123).

 

Kleinbauernprojekt PDS in Kerala, Indien: die Tochter hatte am Tag unseres Besuchs gerade ihren mittleren Schulabschluss bestanden.
Kleinbauernprojekt PDS in Kerala, Indien: die Tochter hatte am Tag unseres Besuchs gerade ihren mittleren Schulabschluss bestanden.

 

Jetzt nach 30 Jahren, in deren Verlauf die damaligen wissenschaftlichen Forschungen und Erkenntnisse schon lange Zeit in der Bioladen-Bewegung verankert sind, denkt auch der zukunftsorientiertere Teil der Politik daran – “sowas müsste mal doch umsetzen”.
EU-Green Deal, Außer-Haus Verpflegung mit Bio, ökologische Kriterien bei den EU-Landwirtschafts-Subventionen in Höhe von 100terten Milliarden €  nach ‚Gießkannenprinzip‘ verteilt: zum ‚Entsetzen‘ der Lobbyisten von Bauernverbänden, Lebensmittelindustrie usw., und der verbundenen ultraliberalen, der konservativ-reaktionären und der rechtsradikalen Parteien und ihren Medien. Die hoffen nicht unbegründet, dass mit den nächsten Wahlen alles wieder zurückgedreht wird in die Politik des letzten Jahrhunderts.

 

Zukünftige Schulkinder in Simbabwe, Kleinbauernprojekt KAITE / Organic Africa
Zukünftige Schulkinder in Simbabwe, Kleinbauernprojekt KAITE / Organic Africa

 

Dennoch:

Jetzt im neuen Jahrtausend rückt der Begriff „Nachhaltigkeit“ nach vorne: Enkeltauglichkeit, Klimaschutz und globale Gerechtigkeit sind Aspekte der „Nachhaltigen“, „Zukunftsfähigen“ oder „Welt“- Ernährung.  

Zu diesem Thema hat Karl v. Koerber bis jetzt zu seinem Ruhestandsbeginn geforscht, gelehrt, beraten und publiziert. Dieses Jahr auf der BIOFACH Messe hat er uns davon erzählt, vom ganz frischen Ruhestand, und was er jetzt mit der neu gewonnenen Zeit anfängt. Wir treffen ihn seit vielen Jahren auf der BIOFACH und tauschen uns aus, vertieft dadurch, dass wir abends dieselbe Straßenbahn in Nürnberg zu den Unterkünften benutzten. Also: was macht solch ein für unsere Branche wichtiger Wissenschaftler nach dem Renteneintritt – langweilt er sich?

Karl erzählt, dass er sich bereits seit ein paar Jahren für den Auf- und Ausbau einer Grundschule in Uganda engagiert, dazu wurde mit einer Gruppe Gleichgesinnter ein deutscher Förderkreis gegründet. Das Engagement für die Trinity Academy Bukomansimbi Grundschule mit Kindergarten, Küche und Wohnmöglichkeiten für Schüler und Lehrer ist für ihn auch im höchsten Maße ein Nachhaltigkeitsprojekt, das ihm nach seinem beruflichen Leben große Freude macht. Das Ziel ist, dass die Schule nach den Aufbaujahren größtmöglich selbständig wird, allerdings werden Defizite – wenn Schulgebühren durch die Eltern nicht bezahlt werden können – weiterhin vom Förderverein ausgeglichen.

 

PDS Kerala, Indien, Urwaldprojekt Kannampady, Fast-Schulkind, zeigt uns, was die Familie anbaut.
PDS Kerala, Indien, Urwaldprojekt Kannampady, Fast-Schulkind, zeigt uns, was die Familie anbaut.

 

Zum Abschluss dieser kurzen, aber inhaltlich langen Geschichte noch 2 Links zu den beiden Leben von Karl v. Koerber:
Zum Ernährungswissenschaftler: https://www.nachhaltigeernaehrung.de/Startseite.2.0.html

Zur Trinity Academy Bukomansimbi in Uganda: https://wechange.de/group/trinity-academy-bukomansimbi-uganda/
Es gibt unter dem Link auch eine Möglichkeit, das Projekt zu unterstützen oder Patenschaften zu übernehmen.

 

 

 

 

 

 

 

 

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