Streuobstwiesen an der Klumpenmühle im Hunsrück
Trotz extremer Sommertrockenheit haben die Apfelbäume auf den Streuobstwiesen an der Klumpenmühle gut getragen. Der herbstliche Regen hat für ausreichend Feuchtigkeit und auch die milden Temperaturen haben dafür gesorgt, dass auch unsere altbekannten (Mager-)Wiesenpilze wie der Gelbrandige Saftling, Hygrocybe insipida, wieder Fruchtkörper bilden konnten, die in den Jahren 2020 und 2021 komplett ausgefallen waren (Foto1 ). Das Mycel des würzig-zähen Nelkenschwindlings, Marasmius oreades, hat gar einen geschlossenen Hexenring im Gras gebildet (Fotos 2+3).
Die Äpfel wurden Ende September bis Ende Oktober geerntet und meist zu Bio-Apfelsaft verarbeitet. Da wir neben den Mostapfelsorten von “Malus domestica” wie Schafsnase, Porzen- oder Haucksapfel (Fotos 4,5,6) auch viele Tafelapfelsorten angepflanzt haben, konnten wir einige Tafeläpfel wie Roter Boskoop (Foto 7) oder (Roter) Berlepsch (Foto 8) im kühlen Keller lagern, die noch immer (Ende des Jahres) voll genussfähig sind. Im Januar/Februar sind sie dann noch gut für Apfelmus, Apfelkuchen oder Apple-Crumble. Hmmm..
Unser Lieblingswirtschaftsapfel ist der Bohnapfel. Er ist sicher die häufigste Streuobstwiesen-Apfelsorte in Rheinland-Pfalz. (Foto 9 Bohnapfelbaum). Sein Ursprung ist ein Zufallssämling aus dem Neuwieder Becken und er wird seit ca.1750-1800 angepflanzt. Im Oktober oder sogar bis in den November hinein wird er geerntet und muss dann weiterhin nachreifen, um voll genussfähig zu sein. Dann aber hält er sich bis Februar, manchmal gar bis Juni des Neuen Jahres. Da er mild-saftig und leicht süß-säuerlich ist, wird er gern zur Saftherstellung verwendet. Manche schwören auch auf Apfelbrände nur aus dieser einen Apfelsorte (Foto 10, 11). Wir finden nicht, dass er ein reiner Wirtschaftsapfel ist, er ist uns auch als Tafelapfel mindestens so lieb wie der anfällige Cox Orange, dem überall der Ruf als geschmacklich einmalig bester Apfel der Welt vorauseilt. Bei uns auf dem raueren Hunsrück fallen unsere Cox-Orange-Bäume und – Früchte (Foto 12) eher dürftig aus. Der Bohnapfelbaum fühlt sich dagegen wohl.
Reichhaltigsten Abschluss der diesjährigen Obsternte lieferte dieses Jahr im November der Apfel-Quittenbaum (Foto 13,14). Und damit verabschieden wir uns für dieses Jahr aus dem Makrokosmos und wünschen uns klimatisch für 2023 ausgeglichene Verhältnisse, auf dass die Pflanzenwelt uns weiterhin an ihren üppig-fruchtigen Überschüssen teilhaben lasse.
Danke, liebe Streuobstwiese!!!!
Genug für heute von den Hobbymykologen und Pilzsachverständigen (DGfM) Eva Wandelt (Biologin) und Lothar Claussnitzer (Streuobst-Landwirt und Wiesenmeister).
In loser Folge werden wir auf dieser Seite Schönes, Kurioses, Interessantes, Essbares, Würziges anhand von einfachen Digi-Mikrofotos aus dem wilden Pilz-und Pflanzenreich vorstellen und erläutern.
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