Mikrokosmos – Makrokosmos: Streuobstwiesen

Streuobstwiesen an der Klumpenmühle im Hunsrück

Hygrocybe insipida (Gelbrandiger Saftling) Klumpenmühle 25.10.2022
Foto 1) Hygrocybe insipida (Gelbrandiger Saftling) Klumpenmühle 25.10.2022

 

 

Trotz extremer Sommertrockenheit haben die Apfelbäume auf den Streuobstwiesen an der Klumpenmühle gut getragen. Der herbstliche Regen hat für ausreichend Feuchtigkeit und auch die milden Temperaturen haben dafür gesorgt, dass auch unsere altbekannten (Mager-)Wiesenpilze wie der Gelbrandige Saftling, Hygrocybe insipida, wieder Fruchtkörper bilden konnten, die in den Jahren 2020 und 2021 komplett ausgefallen waren (Foto1 ). Das Mycel des würzig-zähen Nelkenschwindlings, Marasmius oreades, hat gar einen geschlossenen Hexenring im Gras gebildet (Fotos 2+3).

 

Nelkenschwindlinge, Hexenring Klumpenmühle 26.09.2022
Foto 2) Nelkenschwindlinge, Hexenring Klumpenmühle 26.09.2022
Marasmius oreades (Nelkenschwindling) Klumpenmühle im Gras
Foto 3) Marasmius oreades (Nelkenschwindling) Klumpenmühle im Gras

 

 

Die Äpfel wurden Ende September bis Ende Oktober geerntet und meist zu Bio-Apfelsaft verarbeitet. Da wir neben den Mostapfelsorten von “Malus domestica” wie Schafsnase, Porzen- oder Haucksapfel (Fotos 4,5,6) auch viele Tafelapfelsorten angepflanzt haben, konnten wir einige Tafeläpfel  wie Roter Boskoop (Foto 7) oder (Roter) Berlepsch (Foto 8) im kühlen Keller lagern, die noch immer (Ende des Jahres) voll genussfähig sind. Im Januar/Februar sind sie dann noch gut für Apfelmus, Apfelkuchen oder Apple-Crumble. Hmmm..

 

Foto 4) Schafsnase Klumpenmühle 25.09.2022
Foto 5) Porzenapfel
Foto 6) Haucksapfel geflammt
Foto 7) Roter Boskoop
Foto 8) Berlepsch, rote Mutante

 

 

Unser Lieblingswirtschaftsapfel ist der Bohnapfel. Er ist sicher die häufigste Streuobstwiesen-Apfelsorte in Rheinland-Pfalz. (Foto 9 Bohnapfelbaum). Sein Ursprung ist ein Zufallssämling aus dem Neuwieder Becken und er wird seit ca.1750-1800 angepflanzt. Im Oktober oder sogar bis in den November hinein wird er geerntet und muss  dann weiterhin nachreifen, um voll genussfähig zu sein. Dann aber hält er sich bis Februar, manchmal gar bis Juni des Neuen Jahres. Da er mild-saftig und leicht süß-säuerlich ist, wird er gern zur Saftherstellung verwendet. Manche schwören auch auf Apfelbrände nur aus dieser einen Apfelsorte (Foto 10, 11). Wir finden nicht, dass er ein reiner Wirtschaftsapfel ist, er ist uns auch als Tafelapfel mindestens so lieb wie der anfällige Cox Orange, dem überall der Ruf als geschmacklich einmalig bester Apfel der Welt vorauseilt. Bei uns auf dem raueren Hunsrück fallen unsere  Cox-Orange-Bäume und – Früchte (Foto 12) eher dürftig aus. Der Bohnapfelbaum fühlt sich dagegen wohl.

 

Foto 9) Bohnapfelbaum
Foto 10) Bohnapfel am Baum
Foto 11) Bohnapfel
Foto 12) Cox Orange

 

 

Reichhaltigsten Abschluss der diesjährigen Obsternte lieferte dieses Jahr im November der Apfel-Quittenbaum (Foto 13,14). Und damit verabschieden wir uns für dieses Jahr aus dem Makrokosmos und wünschen uns klimatisch für 2023 ausgeglichene Verhältnisse, auf dass die Pflanzenwelt uns weiterhin an ihren üppig-fruchtigen Überschüssen teilhaben lasse.

Danke, liebe Streuobstwiese!!!!

 

 

Foto13) Apfelquitte
Foto14) Apfelquitte

 

 


Genug für heute von den Hobbymykologen und Pilzsachverständigen (DGfM) Eva Wandelt (Biologin) und Lothar Claussnitzer (Streuobst-Landwirt und Wiesenmeister).

In loser Folge werden wir auf dieser Seite Schönes, Kurioses, Interessantes, Essbares, Würziges anhand von einfachen Digi-Mikrofotos aus dem wilden Pilz-und Pflanzenreich vorstellen und erläutern.

 

Fotos © Evi Wandelt, Lothar Claußnitzer

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