Endlich ein Mai, wie ihn der Pilzfan schon Jahre lang nicht erlebt hat! Endlich mal genug Bodenfeuchte für Pilze, die manchmal schon den Mai im Namen tragen.
Fangen wir an mit dem Maipilz, Calocybe gambosa (Foto 1), der in so großer Fruchtkörperanzahl am nährstoffreichen krautigen Wegesrand bei Ulmen und Wildbirne wuchs, dass wir im Mai unsere 1. Pilzmahlzeit 2021 (Foto 2) genießen konnten. Denn der intensive mehlig-ranzige Frischpilzgeruch des Maipilzes verliert sich in der Pfanne.
Ein besonderer Fund am gleichen Standort, zusätzlich zur Wildbirne gab es weitere Rosengewächse – Schlehen, Heckenrosen und Weißdorn – , war ein nie gesehenes Massenaufkommen des ebenfalls im Frühjahr erscheinenden Schild-Rötlings, Entoloma clypeatum (Foto 3,4), auch der wird von Kennern verspeist, aber Achtung! Verwechslungsgefahr mit giftigen anderen Rötlingen! Obwohl die Familie der Rötlinge (Entolomataceae) sehr gut von anderen Rosasporern durch ihre eckigen Sporen (Foto 5) abgrenzbar ist, sind die einzelnen Arten der Familie oft ganz schwer auseinanderzuhalten.
Überraschungepilze entdeckten wir beim Ausschneiden eines Lebensbaumes: In der darunter liegenden dicken Nadelstreu fanden sich, sozusagen semihypogäisch ganze Nester von Erdsternen, die sich nach eingehender Analyse als Exemplare des Dunklen Erdsterns Geastrum coronatum – ( Name Pandemie -konform) – entpuppten. (Foto 6,7).
Oft fast Eierbecher-große Becherlinge aus der Klasse der Schlauchpilze, Ascomycota, gab es unter Buchen in der verrottenden Buchenblätterschicht, nämlich den Buchenwald-Becherling, Peziza arvernensis (Foto 8,9 )und auf einem altjährigen Sägeplatz den nährstoffliebenden Blasigen Becherling, Peziza vesiculosa (Foto 10,11). Beides Schlauchpilze deren Schlauchspitze sich mit Melzers Reagenz blau verfärbt und die Sporen werden aus der Schlauchspitze über einen sich öffnenden Deckel entlassen.
Auch die Gemeine Speisemorchel, Morchella esculenta (Foto 12) ist ein Frühjahrspilz, den wir im Mai unter nährstoffreichen Hecken am Rande des NSG Schönecker Schweiz sichten konnten. Warteten die Pilze eher in gedeckten Farben auf, war auf Magerwiesen und Wacholderheiden, anders als in den letzten trockenbraunen Jahren Buntes zu bewundern, hier das Mannsknabenkraut, Orchis mascula (Foto 13) und der wunderschöne Geißklee-Bläuling (Foto 14). Das macht Lust auf mehr!
Genug für heute von den Hobbymykologen und Pilzsachverständigen (DGfM) Eva Wandelt (Biologin) und Lothar Claussnitzer (Streuobst-Landwirt und Wiesenmeister).
In loser Folge werden wir auf dieser Seite Schönes, Kurioses, Interessantes, Essbares, Würziges anhand von einfachen Digi-Mikrofotos aus dem wilden Pilz-und Pflanzenreich vorstellen und erläutern.
Schreibe einen Kommentar